Die Bombardierung von Cottbus

Alliierte Flieger greifen die Stadt an

Am 15. Februar 1945 strahlte am Vormittag die Sonne. Es war frostig kalt, doch es versprach ein schöner Tag zu werden – das berichten Augenzeugen. Doch der Schein trog. Ab zehn Uhr morgens versendete das Luftwaffen-Sicherheitskommando in Dissenchen verschlüsselte Meldungen über einfliegende feindliche Bomberverbände. Auch die Cottbuser Bahnhofsleitung wurde gewarnt und angehalten, die Gleise freizuräumen. Doch es fehlte an diesem Tag an fahrbereiten Dampflokomotiven, berichtet Heinz Petzold. Und so standen direkt neben einem Munitionszug mehrere Verwundetenzüge und Waggons mit Tausenden von Flüchtlingen. Unter ihnen befanden sich auch rund 400 Kinder.

Gegen 11.05 Uhr ertönten die Sirenen zum Voralarm, gegen 11.35 Uhr folgte der Fliegeralarm. Etwa 435 B 17-Bomber der 3. Division der 8. US-Luftflotte näherten sich in Begleitung von Fernjägerschutz der Stadt. Die Spitze von etwa zehn Fliegern erreichte Cottbus gegen 11.45 Uhr. Ihr folgten Geschwader auf Geschwader.

Für viele Bürger kam der Alarm zu spät. „Akustische Mängel führten dazu, dass das letzte Warnsignal von vielen Menschen im Osten der Stadt nicht gehört werden konnte“, fand Petzold heraus. Deshalb gaben Handsirenen den Alarm erst bekannt, als im Süden der Stadt bereits Bomben einschlugen.

Gegen 11.50 Uhr begann das Bombardement. 34 Minuten lang tobte der Angriff über der Stadt und brachte vielen den Tod: Offiziell starben rund 1000 Menschen. Die Bomben prasselten auf weite Teile des Bahnhofs, auf die Lutherkirche, benachbarte Straßenzüge sowie die Schule in der Muskauer Straße. Am Krankenhaus wurden später 93 Einschläge gezählt und das, obwohl es durch ein rotes Kreuz gekennzeichnet war. Das Frauenzuchthaus in der Bautzener Straße wurde bombardiert – dort gab es keine Bunker – auch die Schalt- und Umspannstation wurde zerstört. Die Bomben verteilten sich laut Petzold zu zirka 30 Prozent auf das Bahnhofsgebiet, zu 45 Prozent auf Gebäude und 25 Prozent auf die Stadtrandzone.

Krieg kam jedoch nicht erst mit den US-Bombern nach Cottbus. „Er kehrte an diesem Tag zurück – mit all seinen Konsequenzen“, betont Historiker Steffen Krestin heute. So tragisch der Tag war, Geschichte sei nie ein einzelnes Ereignis, sondern immer ein Prozess. Wie viele Menschen wirklich starben, sei unklar. 910 Opfer liegen auf dem Südfriedhof begraben. Die 400 auf dem Bahnhof getöteten Flüchtlingskinder tauchen in keiner Bilanz auf. Von mehr als 2000 oder 3000 Opfern zu sprechen, wie es in manchen Berichten schon der Fall war, sei jedoch unrealistisch.

An die Cottbuser Opfer, die in Massengräbern beigesetzt wurden, erinnern noch heute eine Gedenktafel und mit Namen eng bedeckte Grabplatten auf dem Cottbuser Südfriedhof.